Wohnbau Podhagksygasse: Günstig, aber hochwertig wohnen
12. August 202060 geförderte Mietwohnungen im 22. Bezirk, in der Podhagksygasse, wurden soeben von der Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA), den Bewohnern übergeben. „Kostengünstiges Bauen – Modell Anger/Shared Space“, so der Projekttitel, vereint eine Vielzahl an Wünschen und Bedürfnissen: Günstige Wohnungen, alle sind mit Loggien/Balkonen/Terrassen oder Gärten ausgestattet. Großes Augenmerk wurde auf gemeinsam nutzbare Flächen gelegt. Ein Gemeinschaftspavillon, ein Kinder- und Jugendspielplatz sowie ein großzügiges Grünraumkonzept, das einen zentralen Dorfplatz mit Mehrfachnutzung, Gartenhöfe und einen Anger als Wohn- und Spielstraße beinhaltet, forcieren gemeinsame Aktivitäten der Bewohner.
Der Anspruch des vom Wohnfonds Wien ausgelobten Bauträgerwettbewerbs Podhagksygasse war, dass neue und zeitgemäße Ansätze für kostengünstigen Wohnraum gefunden werden. Die WBV-GPA erhielt gemeinsam mit ihren Projektpartnern trans_city TC ZT GmbH/Architektur, J.Brech/Soziale Nachhaltigkeit, G.Rennhofer/Landschaftsarchitektur und Walk Space/Verkehrsplanung, den Zuschlag für den Bauplatz 2.
Günstig, aber nicht billig
„Mit Eigenmitteln von rund 102 Euro pro Quadratmeter und einer monatlichen Miete inklusive Betriebskosten und Steuer von rund sechs Euro pro Quadratmeter, ist ein Projektkonzept gelungen, das mit Sicherheit einmalig ist“, ist Michael Gehbauer, Geschäftsführer WBV-GPA, überzeugt. Die Gesamtbaukosten wurden mit ca. € 1.500,– pro Quadratmeter Wohnnutzfläche ermittelt. Aus der Idee, auf die Tiefgarage zu verzichten und die Pkw ebenerdig zu parken, entstand das Konzept des Angers. Dieser „Shared Space“ ist eine von Fußgängern, Radfahrern und Autofahrern gemeinsam genützte Fläche, mit vielseitig nutzbaren Freiraumangeboten. Die Pkw-Abstellplätze sind in das Erdgeschoss der Wohnhäuser wie offene Schachteln integriert. In Kooperation mit Walk Space, dem Verein, für FußgängerInnen, ist diese unkonventionelle Lösung gelungen.
Durch den Verzicht auf Aufzüge konnten zusätzlich Baukosten gespart werden. Die Nachrüstung von Aufzügen gemäß der Barrierefreiheit ist jedoch jederzeit möglich. Da die Widmung eine Bebauung in der Bauklasse I beschränkt auf 7,5 Meter vorsah, war es möglich, die drei Geschoße ohne Aufzug zu erschließen. Grundsätzlich wurden zusätzlich standardisierte und industriell angebotene Bau- und Objektteile wie Treppen, Sanitäreinrichtung, Geländer, etc. ausgewählt. Bei den Grundrissen der Zwei- bis Fünf-Zimmer-Wohnungen wurde auf Kompaktheit und Flächeneffizienz größter Wert gelegt. „Mit all diesen Maßnahmen konnten wir günstigen Wohnraum schaffen – der aber wie man sieht, keineswegs `billig` ist“, erklärt Gehbauer.
Lebenszykluskosten im Visier
Durch den Verzicht auf die Tiefgarage wurden nicht nur Baukosten, sondern auch Instandhaltungskosten gespart. Die gesamte Wohnhausanlage ist „low-tech“, sodass der Betreuungsaufwand für technische Anlagen deutlich reduziert werden konnte. Die Selbstorganisation einiger Hausbetreuungsaufgaben durch die Hausgemeinschaft hilft zudem die Betriebskosten niedrig zu halten. Doch auch diesbezüglich fanden die Planer eine kluge Lösung, die vielen Eigengärten reduzieren z. B. die zu betreuenden Grünflächen. Ebenso werden die Stiegenhäuser nur von wenigen Mietern gemeinsam genützt, da die Wohnhäuser über Maisonetten im EG und 1.OG verfügen und nur die Wohnungen im 2. OG über Stiegenhäuser erschlossen sind.
„Das Modell Anger ist eine radikal-pragmatische Antwort auf die Herausforderung, kostengünstiges Bauen und soziale Qualität in Einklang zu bringen“, ist das Architektenteam trans_city überzeugt.
Infokasten:
Wohnbau „Kostengünstiges Bauen – Modell Anger/Shared Space“
Podhagksygasse 2-4 / Schukowitzgasse 29, 1220 Wien
■ 60 Wohnungen
■ 42 PKW-Abstellplätze und 6 Motorradabstellplätze
■ Wohngrößen von ca. 45 bis 116 m2
■ alle Wohnungen verfügen über Freiflächen (z.B. Balkon)
■ Kinderwagen- und Fahrradabstellräume
■ Kinderspielraum und Kinderspielplatz