WIR SIND „BAUHERRENPREIS 2016“
12. August 2020Der Bauherrenpreis 2016 der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs ging an die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte für ihr Wohnheim „neunerhaus hagenmüllergasse“!
Am 4. November wurden im Rahmen einer feierlichen Preisverleihung in der Anton Bruckner Privatuniversität in Linz die diesjährigen Gewinner_innen des ZV-Bauherrenpreises ausgezeichnet. Aus insgesamt 100 Einreichungen wurden zuvor 27 Projekte für die Shortlist ausgewählt. Daraus ermittelte die Hauptjury bestehend aus Julia Bolles-Wilson (Münster), Falk Jaeger (Berlin) und Martin Kohlbauer (Wien) nun sechs Preisträger_innen.
„Es gilt ja, privates wie auch öffentliches Bauherrenengagement herauszustellen, Vorbilder bekannt zu machen, an denen sich die regionalen Bauherr_innen und die Architektenschaft orientieren sollen. Ein delikates Bauwerk irgendwo in tiefster Provinz mag mehr bewirken als der x-te Renommierbau in der Hauptstadt.“ – Auszug aus dem Statement der Hauptjury.
Die Wohnbauvereinigung für Privatangestellte (WBV-GPA) erhielt den Bauherrnpreis 2016 für ihr ihr Wohnheim „NEUNERHAUS HAGENMÜLLERGASSE“, das Sie für den Verein neunerhaus geplant von pool Architektur ZT GmbH realisiert hat.
„Bauherren und Planer haben auf die soziale Anforderung und den hohen Beanspruchungsgrad richtig reagiert – nämlich mit einem klaren Berkenntnis zur Qualität.“ – Statement der Nominierungsjury
Das „neunerhaus hagenmüllergasse“ ist in Gebäudeform gegossene Sozialpolitik
ZV-Bauherrenpreis 2016
Preisträger_innen / Wien
neunerhaus hagenmüllergasse
Bauherr: WBV-GPA, neunerhaus
Architektur: pool Architektur ZT GmbH, Wien
Freiraumplanung: Rajek Barosch Landschaftsarchitektur, Wien
„Schon von außen ist an den Fassaden des stattlichen Eckhauses mit den unregelmäßig verteilten Fensteröffnungen zu erkennen, dass das Neunerhaus im dritten Bezirk, eine am Ort eingesessene Einrichtung für obdachlose Mitbürger, nicht aus gestapelten Normwohnungen besteht. Die differenzierten Fassaden zu den Straßen hin und mehr noch im Hof signalisieren die Individualität der einzelnen Wohneinheiten. Die Bewohner sollen sich nicht in normierten, aufgereihten Einheiten verwahrt fühlen.
Im Inneren gibt es kein Treppenhaus im eigentlichen Sinn, sondern einen bis unters Dach durchs Haus „mäandrierenden“ Weg mit unterschiedlichsten Raumerlebnissen, der die Cafeteria im Untergeschoss, den Sozialen Stützpunkt, die Büros, die Arztpraxis, den Veranstaltungs- und Aufenthaltsbereich sowie die 79 Wohneinheiten auf sieben Etagen miteinander verbindet. Es gibt 57 Wohnplätze in unterschiedlichen Wohnungstypen für Übergangswohnen und 22 Plätze für dauerhaftes betreutes Wohnen. Jedes Geschoss bietet eigene Situationen und Treffpunkte, denn Kommunikation aller Beteiligten untereinander wird bei dieser Wohnform für Menschen in prekären Lebenssituationen höchste Bedeutung beigemessen. Die Betreuung findet nicht nur in den Sprechzimmern im Erdgeschoss statt, sondern in informeller Form auch in den Kommunikationszonen der Wohnetagen. Das räumlich komplexe Erschließungssystem generiert für scheue, nicht ans Wohnen gewöhnte Menschen halbprivate und zwanglos kommunikative Eingangssituationen zu den kargen, notwendigerweise robust, aber ausreichend dimensionierten und möblierten Apartments. Der eigentlich enge Tiefhof ist für den Aufenthalt im Freien und als Zugang zur von den Bewohnern betriebenen und für Besucher offenen Cafeteria räumlich geschickt mit einbezogen und sympathisch begrünt.
Die Architekten haben die Funktionsbeschreibungen und Anforderungen des Betreibers in ein ungewöhnliches Raumprogramm umgesetzt, das anschließend vom Bauträger engagiert und mutig realisiert wurde. Wenn man Sozialarbeit „bauen“ kann, wenn man durch architektonische Konzeption Obdachlosen ein selbstbestimmtes, menschenwürdiges und betreutes Wohnen ermöglichen kann, wenn man mit Architektur die Resozialisierung unterstützen kann, so wird das in diesem vom Verein Neunerhaus konzipierten und betriebenen und von der WBW-GPA errichteten Gebäude in beeindruckender Weise geleistet.“, so beschreibt der offizielle Pressetext der Zentralvereinigung der ArchitektInnen Österreichs das Wohnheim in der Hagenmüllergasse im 3. Wiener Gemeindebezirk.
„Wir bedanken uns bei allen, die an der Realisierung dieses Projekts mitgearbeitet und dieses ermöglicht haben!“, sagt Mag. Michael Gehbauer (Geschäftsführer WBV-GPA) anlässlich der Preisverleihung in Linz.
Alle nominierten Projekte werden in der Reihe „Architektur im Ringturm“ von 13.12.2016 bis 27.01.2017 in Wien ausgestellt – der Eintritt ist frei!